Aktives Zuhören: machen wir das nicht alle?

Zuhören versus aktives Zuhören

Zuhören versus aktives Zuhören, QUIVIT GmbH, Andrea C. Müller, Basel

Zuhören

Ist das eine spezielle Fähigkeit? Wir hören doch tagtäglich Menschen zu. Sei dies im Alltag, bei der Arbeit, wenn man im ÖV unterwegs ist - immer spannend, was man da alles mitbekommt ;-) -, bei Radio- oder Fernsehsendungen, einen Podcast hört und so weiter und so fort.

 

Manchmal können wir unsere Ohren auf „Durchzug“ stellen, allerdings nicht immer mit dem gewünschten Resultat, wenn sich die ersehnte Ruhe nicht einstellen will. Denn auch unsere Gedanken «plaudern» unaufhörlich, diese lassen sich teils nur schwer abstellen. Dazu aber ein anders Mal – heute geht’s ums Zuhören. 

Verschiedene Arten von Zuhören

Zuhören kann man auf verschiedene Art und Weise:

 

Andreas Kerneder1 unterteilt z.B. in: 

  • Pseudo Zuhören: man hört nicht richtig zu, sondern versucht seine eigene Meinung preiszugeben, in dem „Ich verstehe“-Floskeln eingesetzt werden
  • Aufnehmendes Zuhören: die eignen Gedanken werden zurückgestellt, es wird aufmerksam zugehört, durch Blickkontakt, Kopfnicken und Körperhaltung signalisiert man Aufmerksamkeit
  • Umschreibendes Zuhören: das Gesagte wird inhaltlich kurz und bündig in eigenen Worten zusammengefasst, um Missverständnisse möglichst zu vermeiden
  • Aktives Zuhören – wird als Königsdisziplin des Zuhörens bezeichnet: Dabei konzentriert man sich nicht nur auf den Inhalt des Gesagten, sondern versucht zusätzlich, die Gefühle und Empfindungen zu erfassen. Sensibilität ist gefragt, um die Emotionen herauszufiltern.

 

Julia Martins2 unterscheidet ebenfalls vier Arten des Zuhörens: 

  • Empathisches Zuhören: dabei konzentriert man sich ganz auf das Gegenüber und nicht auf sich selbst
  • Wertschätzendes Zuhören: hier geht es eher um Genuss, z.B. beim Musikhören oder einer motivierenden Rede
  • Aufmerksames Zuhören: hierbei geht es darum, etwas Neues zu lernen, z.B. Mit einem Podcast, den Nachrichten, einer Vorlesung oder einem Vortag
  • Kritisches Zuhören: hier wird eine eigene Meinung zum Gesagten gebildet, z.B. bei einer Diskussion oder in einem Kaufgespräch (Ware wird angepriesen).

Wobei das Aktive Zuhören dem empathischen Zuhören zugeordnet wird. 

Aktives Zuhören

Wie geht aktives Zuhören, QUIVIT GmbH, Andrea C. Müller, Basel

Wie unterscheidet sich einfaches Zuhören zum aktiven Zuhören?

 

Vielleicht geht es darum, dass man nicht einfach nur aufnimmt, was einem gesagt wird, sondern dass man wirklich verstehen möchte, was die Person genau sagen will. Die Person erhält unsere volle Aufmerksamkeit und wir achten nicht nur auf den Inhalt, sondern hören auch Zwischentöne resp. versuchen zwischen den Zeilen zu hören.

 

Es geht „nur“ darum, dem Gegenüber unsere volle Aufmerksamkeit zu schenken – man überlegt sich weder eigene Ideen, Lösungen oder gibt seine Meinung kund.

 

Dadurch erhält das Gespräch mehr Tiefe, mehr Verständnis, eine einfachere Kommunikation und im Endeffekt eine bessere Zusammenarbeit im Alltag.

 

Das hört sich jetzt alles einfach an, ist aber schwieriger, als man denkt. Oder wann haben Sie das letzte Mal jemanden ihre volle Aufmerksamkeit geschenkt? Ich finde, man kann hier wirklich von einem Geschenk sprechen.

 

Es ist nämlich gar nicht so einfach – aber wenn man es selbst erlebt, dass einem die ungeteilte Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist das unbezahlbar. Man erfährt Wertschätzung, Ermunterung, Interesse und Aufmerksamkeit in einem. Und ja, das gibt ein extrem gutes Gefühl.

Aktives Zuhören - Techniken nach Carl R. Rogers

  • Paraphrasieren: wahrgenommene Informationen mit eigenen Worten wiedergeben
  • Verbalisieren: die Gefühle des Gegenübers spiegeln, d.h. Wahrnehmung des Gegenübers in Worte fassen z.B.: „ ich sehe, das macht Sie jetzt traurig, wütend, ratlos…“
  • Abwägen („Einfühlendes Verständnis“): sich auf die Gefühlsebene beziehen – z.B. war das Warten schlimmer als der Entscheid?
  • Nachfragen, Unklares klären: Fragen stellen: „Habe ich das richtig verstanden…?“
  • Zusammenfassen: den Inhalt des Gehörten in eigenen Worten kurz zusammenfassen

Was beinhaltet aktives Zuhören (frei zusammengetragen)

  • Unterbrechen Sie nicht
    Bleiben sie mit ihrer Aufmerksamkeit beim Gegenüber
  • Hören Sie zu, ohne zu urteilen
    Versuchen sie wertfrei das Gehörte anzunehmen, ohne sich ein Urteil oder eine Meinung zu bilden
  • Fassen Sie zusammen
    Fassen sie das Gehörte kurz zusammen
  • Paraphrasieren Sie das Gehörte
    Teilen sie in ihren eigenen Worten den Inhalt des Gehörten mit
  • Zeigen Sie positives nonverbales Verhalten
    Blickkontakt, positive Körperhaltung, Nicken, …
  • Klären Sie Unklares – stellen Sie konkrete, offene Fragen (am Ende des Erzählten)
    Stellen sie am Ende des Gesagten Fragen, wenn ihnen etwas unklar ist

6 Tipps für Aktives Zuhören

Das Youtube-Video von Doro Plutte „Aktives Zuhören: 6 Tipps“ zeigt kurz und knapp innerhalb von 3:27 min, auf was vermehrt geachtet werden könnte:


Vorteile des "aktiven Zuhörens"

  • Wertschätzung des Gegenübers
  • Starke Beziehung wird aufgebaut
  • Besseres Verständnis und mehr Infos durch Nachfragen erhalten
  • Missverständnisse minimieren
  • Zusammenarbeit fördern
  • Eigene Empathie-Fähigkeit gestärkt
Vorteile des aktiven Zuhörens, QUIVIT GmbH, Andrea C. Müller, Basel

Fazit

  1. Sich selbst beobachten, ob man Techniken vom aktiven Zuhören anwendet – dies erhöht bestimmt die Qualität des generellen Zuhörens.
  2. Bei der Bearbeitung von Themen z.B. beim Coaching oder Team-Entwicklung ist aktives Zuhören ein starkes Mittel, um in die Tiefe und Breite zu gehen, Missverständnisse zu minimieren, Verständnis zu fördern etc.
  3. Altbekanntes kann „alt“ sein, aber durchaus eine Politur gebrauchen –  wie dieses Thema: aktives Zuhören kommt nie aus der Mode

Weiterführende Informationen